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Faszination Logistik: Dieses Image will Spedition Deichelbohrer vermitteln

Image Logistik_Toter Winkel_Sensibilisierung_LKW_Polizei_Transport_(c) Deichelbohrer Internationale Transporte (c) Benedikt Spe2

Viele Transportunternehmen kennen das schlechte Image der Logistik, die wenigsten gehen aktiv dagegen vor. Mike Deichelbohrer von der Spedition Internationale Transporte Deichelbohrer möchte mit einem Aktionstag positiv auf die Wahrnehmung der Logistik einwirken. Im Interview erzählt er von seinem Eindruck der Branche und dem Aktionstag.

SVG GARAGE: Schön, dass wir heute über das Image der Logistik sprechen können, Mike. Wie empfindest Du die Wahrnehmung der Transport Logistik in der Gesellschaft?

Mike Deichelbohrer: „Ich nehme hier nichts vorweg, wenn ich sage, dass die Logistik in der Gesellschaft nicht sonderlich gut wahrgenommen wird. Das ist kein Geheimnis. Zwar hatten wir – speziell unsere Fahrer – während des ersten Lockdowns eine kurze Umkehrung ins Positive, dieser Effekt hat sich aber schnell wieder verflüchtigt. Meiner Meinung nach fehlt es insbesondere an der Wertschätzung für die Menschen in der Logistik, allen voran den Fahrern. Das zeigt sich beispielsweise an den schlechten Arbeitsbedingungen. Oft gibt es keine sanitären Anlagen auf Raststätten, zu Corona-Zeiten wurden gastronomische Services geschlossen und vieles mehr.

SVG GARAGE: Weißt Du, wie andere Länder mit dem Image in der Logistik umgehen?

Mike Deichelbohrer: „Manche haben sicherlich dieselben Herausforderungen wie wir. Aber es gibt auch Positivbeispiele: Holland und die Schweiz zum Beispiel. Dort sehen die Menschen positiv zur Logistik und ihren Beschäftigten auf.“

SVG GARAGE: Woher kommt dieses schlechte Bild? Und was ist Deine Meinung zum Image der Logistik?

Mike Deichelbohrer: „Beim Image schwappt viel aus der Vergangenheit mit. Früher war Kraftfahrer kein Lehrberuf und die Lenk- und Ruhezeiten wurden häufig nicht eingehalten. Wenn damals jemand gesagt hat, dass er Fahrer ist, dann haben alle weggeschaut. In den letzten zehn Jahren hat sich hier viel gebessert, insbesondere dank des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (Anmerkung SVG GARAGE: BKrFQG). Außerdem gibt es immer mehr Initiativen, die den Zusammenhalt und Austausch innerhalb der Branche fördern.

Ich sehe jede Veränderung und freue mich darüber, allerdings haben wir noch einen langen Weg vor uns. Es braucht viele, die aktiv werden, um etwas zu bewegen. Früher gehörte ich auch zu denjenigen, die sich immerzu über den schlechten Zustand beschwert haben. Ich dachte: ‚Die anderen sollen doch mal schauen, dass das Image besser wird‘. Allerdings wurde mir bewusst, dass sich so nichts ändert. Deswegen habe ich die Dinge selbst in die Hand genommen.“

SVG GARAGE: Magst Du kurz beschreiben, welche Initiative Du gestartet hast?

Mike Deichelbohrer: In Zusammenarbeit mit der Polizei Offenburg und der SVG habe ich einen Aktionstag an der hiesigen Grundschule ins Leben gerufen. Wir fangen bei den Kleinsten an und zeigen ihnen, was Logistik und Verkehrssicherheit bedeutet. Das Ziel war, Kinder für die Logistik und den toten Winkel zu sensibilisieren.“

SVG GARAGE: Erzähl uns kurz vom Aktionstag: Wie wurde der Tag bei der Schule und den Kindern angenommen?

Mike Deichelbohrer: „Die Polizei Offenburg hat den Theorieunterricht übernommen; meine Spedition die Praxis. Nach der Theoriestunde kamen die Kinder auf den Schulhof, wo ein 16,50 Meter langer 40-Tonner stand – für die Kinder waren diese Dimensionen ziemlich beeindruckend.

Zusammen mit der Sicherheitsfachkraft der SVG haben wir die Zone des toten Winkels mit orangem Band abgesteckt und die Kinder in den LKW gesetzt. So konnten sie sehen, dass sie im Grunde nichts sehen, und die Inhalte des Theorieunterrichts praktisch vertesten.

Was mich im Nachgang besonders freut, sind die vielen positiven Reaktionen der Eltern. Viele Kinder haben die Situation zuhause mit ihren Spielzeugautos nachgestellt und ihnen das Erlernte auf diese Weise gezeigt. Auch die Schule war begeistert und möchte den Aktionstag jährlich fortführen.“

SVG GARAGE: Daraus schließe ich, dass Du den Aktionstag als großen Erfolg wertest.

Mike Deichelbohrer: „Klar! Es ist wunderbar zu sehen, wie Kinderaugen beginnen zu leuchten, sobald sie im LKW sitzen. Das ist wie diese Faszination für Bagger, die jedes Kind zu haben scheint. Das möchte ich auch für unsere Branche.

Außerdem ist es ein gutes Gefühl, etwas für die Verkehrssicherheit der Kinder zu tun. Selbst bei uns auf dem Land kam es letztes Jahr zu mehreren Zusammenstößen zwischen LKW und Mensch. Mit dem Aktionstag soll dem entgegengewirkt werden, sodass die Verkehrswege der Kinder sicherer gestaltet sind. Alles in allem machen wir mit solchen Tagen einen ersten wichtigen Schritt, um Kindern den Auftrag und den Stellenwert der Logistik näher zu bringen und sie gleichzeitig für den Umgang im Straßenverkehr zu sensibilisieren.“

SVG GARAGE: Gibt es etwas, das Du anderen Unternehmen mitgeben möchtest, die jetzt auch aktiv werden möchten?

Mike Deichelbohrer: „Ärmel hochkrempeln und los geht’s. Anfangs scheinen solche Aktionen viel Arbeit zu bedeuten, allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der Aufwand überschaubar ist. Und ich bin selbstverständlich gerne bereit, meine Erfahrungen und Unterlagen zu teilen. Gemeinsam können wir etwas bewegen. Denn wenn jeder nur ein bisschen was macht, hat man viele kleine Mosaiksteinchen, die flächendeckend ein schönes Bild ergeben.“