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„Ich bin auch mit einem Diesel-Fahrzeug schon stehen geblieben.“ – Ein Blick auf die Antriebsart Elektro aus Unternehmersicht

© Bildrechte: Metzger Spedition GmbH
© Bildrechte: Metzger Spedition GmbH

Alternative Antriebsarten fordern viele Speditionen und Logistiker auf, neue Technologien und Wege zu erkunden. In diesem Zusammenhang interessiert uns besonders die Meinung und Perspektive von Unternehmern selbst. Welche Erfahrungen haben sie mit dem Batterie-Antrieb gesammelt und wie ist ihre Einschätzung dazu?

Im Rahmen einer breit angelegten Expertenbefragung sprechen wir dazu mit Johannes Metzger, Geschäftsführer der Metzger Spedition GmbH, über seine Meinung zum Null-Emissionen-Trend und den Beweggründen hinter der neuen Anschaffung: einem MAN E-TGM.

SVG GARAGE: Die Pariser Klimaziele fordern ein striktes Umdenken in der Transport- und Logistikbranche und stellen viele Transportunternehmen vor Herausforderungen. Wie hat sich Deiner Meinung nach das Interesse an Elektro-Antrieben entwickelt?

Johannes Metzger: „Bei uns war das Interesse bereits vor den Vorgaben des Pariser Abkommens und seiner regulatorischen Umsetzung da. Der aktuelle technische Stand reicht bereits aus, um in unserem Kernmarkt eingesetzt zu werden und zudem ist es Teil unserer Kultur, Neues zu wagen. Ob sich viele auf Grund des Pariser Klimaabkommens mit der Thematik beschäftigen, kann ich pauschal nicht beurteilen. Ich glaube, viele werden erst umsteigen, wenn sich die Investitionen in einem rechenbaren Zeitraum amortisieren bzw. die Technik zu den jeweiligen Leistungsportfolios passt. Vorher ist hier noch viel Pionierarbeit zu leisten.“

SVG GARAGE: Wo siehst Du momentan Hürden beim Umstieg auf die Antriebsart Elektro?

Johannes Metzger: „Das Thema ist so neu, dass noch sehr wenige Erfahrungswerte da sind. Das fängt schon bei den bürokratischen Prozessen an. Nehmen wir einmal ein banales Bespiel: Die Fahrzeuganmeldung. Bei einer Standardzulassung kann man die Eigenschaften eines Fahrzeugs einfach übernehmen. Bei einem Elektro-LKW hingegen ist alles neu: Unser E-LKW war der Erste bei uns im Umkreis, sodass alle Prozessschritte erstmalig durchlaufen und geprüft werden mussten. So ist heute noch nicht einmal vollständig klar welches Kennzeichen genutzt werden darf: KÜN-ML 60E oder ohne den Zusatz ‚E‘.

Eine weitere Hürde sehe ich in der Modell- bzw. Variantenverfügbarkeit. Es gibt diverse Hersteller, die einiges machen, aber für meinen Fuhrpark braucht es nicht nur Standard-Zugmaschinen. Daher hat die jetzige Variantenverfügbarkeit auch Zusatzinvestitionen zur Folge, die die Technologie zusätzlich verteuern. Wäre sie erschwinglicher, hätte sie bereits größere Marktanteile.“

SVG GARAGE: Und wo siehst Du zusätzliche Mehrwerte, die diese Antriebsart – neben den CO2-Einsparungen – für Dich als Spediteur mit sich bringt?

© Bildrechte: Metzger Spedition GmbH

Johannes Metzger: „Es steigert meiner Meinung nach das Image des Transportsektors. Unser Unternehmenssitz liegt in direkter Nachbarschaft zu einem kleinen Ort. Bei einem nahezu stummen und emissionsfreien Transport, denke ich, wird sich die Akzeptanz bei den umliegenden Bewohnern verbessern.

Und auch wenn die Infrastruktur und dazugehörigen Stromnetze noch nicht perfekt sind, ist grundlegend alles vorhanden, was man braucht. PV-Anlagen auf Dächern und zusätzliche Ladepunkte erweitern das Ladenetzwerk stetig. Für mich als Unternehmer ist es wichtig, die Antriebsart von allen Seiten zu betrachten. Ladepunkte und -kapazität spielen hier eine wichtige Rolle: Hätten wir heute schon 50 E-LKWs, könnten wir bereits jetzt 70% des Strombedarfs selbstständig bereitstellen. Diesen ganzheitlichen, integrativen Ansatz muss man selbstverständlich in die Kaufentscheidung mit einfließen lassen.“

SVG GARAGE: Viele sprechen immer von einer Reichweiten-Problematik, wenn es um E-LKW geht. Wie gehst Du als Unternehmer mit diesem Thema um?

Johannes Metzger: „Ich muss zugeben, ich bin auch mit einem Diesel-Fahrzeug schon stehen geblieben. Für mich ist es Teil der Planung. Man muss mehr Stopps einkalkulieren und die Erfahrungswerte für sich sprechen lassen. Zukünftig könnten auch bei Kunden Zwischenladepunkte möglich sein. Sobald dies der Fall ist, sehe ich hier sowieso kein Problem mehr. Zudem forscht auch unser Software-Partner intensiv mit Hochschulen daran, die Ladeinfrastruktur und die einzelnen Ladezeiten der LKW in das TMS zu integrieren, um so die Dispositionsarbeit zu erleichtern.

Zentral für uns sind der Austausch und die Erfahrungen, die derzeit überall gesammelt werden. Und wenn man doch einmal stehen bleibt, muss man sich fragen, wieso das passiert ist, und findet einen Weg, damit umzugehen. Es muss ausprobiert werden und es darf gescheitert werden. Dann lernen wir daraus und machen es besser.“

SVG GARAGE: Danke für den Einblick, Johannes. Wir sind sehr gespannt, welche Erfahrungen Du mit Deinem E-LKW noch machen wirst.

Johannes Metzger: Sehr gerne, die neusten Infos gibt es immer zuerst online.

Mit dem Schriftzug „Ich stehe unter Strom“ fährt der E-LKW der Spedition Metzger ab sofort seine Waren von „A nach B“. Für den Geschäftsführer, Johannes Metzger, gehört „Neues wagen“ zur Kultur der Spedition.